Florian Breetzke

Florian Breetzke

„Überraschungen müssen möglich bleiben!“
Ein Interview mit Florian Breetzke
Artdoxa: Florian – was ist dein künstlerisches Anliegen?
FB: Das kann ich in Worte schlecht fassen, weil ich es selber für mich noch nicht ganz ergründen
kann. Aber ein paar Schlagworte kann ich liefern. Mein Ziel ist eine evokative Formensprache –
ohne an ein festes Konzept gebunden zu sein. Ich spreche nicht von Willkür oder Zufall. Es bedeutet,
erst am Ende der Arbeit habe ich meine endgültige Form erreicht. Das heißt, im Hinblick
auf meine Motive, ich möchte nicht die Arche Noah darstellen… wie der Illustrator. Da will ich nicht
hin. Ich möchte die Klassifizierung erschweren.
Artdoxa: Wo liegen die Wurzeln deiner Bildsprache?
FB: In der spannenden Form! Was ist eine spannende Form? Aktzeichnen an der FH war mir
irgendwann über. Ich hätte mich z.B. auch für Kristalle entscheiden können. Oder für… Handys?
Okay, hab’ ich gedacht, das wird jetzt etwas extrem, und da ist die Form selbst schnell ausgeschöpft.
Bei meinen älteren Arbeiten ist klar, dass sie auf Tierformen basieren. Ich stelle Tiere dar.
Auch wenn es Dreibeiner sind. In meinen neueren Arbeiten möchte ich hin zu einer amorphen
Figur. Einer fließenden Form. Einer Form, die schwer einzuordnen ist. Da will ich hin.
Artdoxa: Wie gehst Du vor?
FB: Ich fange an mit einer ganz einfachen, naiven Vorzeichnung. Das geht sehr schnell. Ich produzier
und produzier… Ich habe dann die ganze Wand voll mit meinem Output, voll mit Skizzen. Und
dann entscheide ich mich für ein Motiv. Dem gebe ich jetzt die Wichtigkeit, aufgewertet zu werden.
Dann gebe ich eine Wertigkeit hinein, indem ich buchstäblich stundenlang, tagelang Haare
zeichne, Fell zeichne. Aber ohne einen durchgängigen Duktus – Überraschungen müssen möglich
bleiben! Ich will ein simples, naives Motiv so aufwerten, dass es einzigartig wird.
Artdoxa: Im Vergleich zu deiner Malerei wirken deine Zeichnungen noch phantastischer, surrealer.
Oft befremdlicher, verstörender auch – bisweilen erschreckend grotesk.
FB: Genau! Ich habe mich jetzt dafür entschieden, den Schwerpunkt meiner Arbeit in die Zeichnung
zu legen. Das Phantastische kann ich in der Zeichnung besser verwirklichen als mit den
Mitteln der Malerei. Das Medium Farbe ist ja praktisch grenzenlos, unergründlich. Die Zeichnung,
die Linie ist für mich dagegen fast schon mathematisch. Im Gegensatz zur Zeichnung spielt auch
der Zufall in meiner Malerei eine größere Rolle, z.B. wenn ich übermale, mit Strukturen arbeite,
die Leinwand auf den Kopf stelle usw… Es dauert so natürlich auch viel länger, zu einem Ende zu
kommen.
Artdoxa: Deine Farbe ist fast schon zu schön. Du hast von Kristallen gesprochen… du schaffst so
prismenartige, kristalline Farbkörper… sehr tasty und sehr sicher… aus’m Handgelenk?
FB: Nicht ganz. Für die Malerei brauche ich sehr viel Disziplin und Konzentration, aber das Zeichen
ist wie Meditation, wie ein Mantra. Für mich ist die Malerei die Pflicht – und die Zeichnung die
Kür.
Florian Breetzke wurde 1974 in Eckernförde geboren. Einer Ausbildung zum Offsetdrucker folgte
ab 2004 der Studiengang Illustration an der Hochschule für Angewandte Wissenschaften in Hamburg.
2007 verbrachte Florian Breetzke zwei Semester an der University of British Columbia in
Kelowna, Kanada. Er lebt und studiert in Hamburg.
Kontakt: www.flob74.de

http://flob74.de

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